Video Heterotopia – Strategien der Entitätsformierungen und politischen Interventionen in der Schweizer ‚80er-Bewegung’ im historischen und internationalen Kontext (1970-1990)
Mein Projekt kreist um Fragen nach dem Umgang mit audiovisuellen Dokumenten in der Geschichtswissenschaft im Allgemeinen und fokussiert auf Videos als "Selbstzeugnisse" der Jugend- und Protestbewegung der 1980er Jahre in der Schweiz im Spezifischen. Als zeithistorisches Themenfeld, das erst im Begriff ist, sich zu formieren, stellen sich zentrale Fragen nach den Bedingungen dieses Historisierungsprozesses. Da die Videos die grösste einheitliche Archivsammlung zum Thema darstellen, sind diese Problemstellungen verschränkt mit jenen des Transfers von audiovisuellen Logiken in ein Textnarrativ.Die meisten Videos gingen aus der regen Tätigkeit von Medienkollektiven im Umkreis der Neuen Sozialen Bewegungen in den 1970er und 1980er Jahre hervor und stehen im Kontext der damals hochaktuellen Debatten um die "Demokratisierung" der Medien. Diese Bezüge zum Wandel politische Kultur in den Demokratien Westeuropas und den USA sowie die damit verbundene Rolle und Funktion der Medien, stecken den erweiterten historischen Horizont der Untersuchung ab. Wobei ich unter Medien nicht allein Verlagshäuser und TV-Anstalten verstehe, sondern insbesondere ein Dispositiv von Techniken, Praktiken und Wissen, das mit der kulturalistischen These der "Ästhetisierung des Sozialen" verbunden wird.Welche Rolle die Videos für die 80er-Bewegung selber spielten, möchte ich angesichts dessen nicht auf die meist nur vage rekonstruierbare Rezeptionssituation beschränken, sondern mit bildkritischen Analysekategorien versuchen, die mediumsspezifischen Wirkungen und Semantiken der Videos für die Kommunikationsstrategien und Kollektivformierung der 80er-Bewegung theoretisch zu fassen versuchen.